Montag 22. September 2025

Gegen die hohlen Worte! Ein biblischer Einspruch zur rechten Zeit!

Predigtgedanken zum 24. So im Jk, 16. September 2012

Jak 2,14-19

 

Autor: DSA Mag. Wilfried Scheidl

 Joseph Ratzinger oder Hans Küng? Christoph Schönborn oder Helmut Schüller?
Kathnet oder „Wir sind Kirche“?
Wir leben in bewegten Zeiten, auch in der Kirche. Hin und her geht die Diskussion,
die Auseinandersetzung, das Diskutieren und Argumentieren, und wenn es schlecht
kommt, auch das Vernadern und einander Herabsetzen. Und wenn es ganz schlimm
wird, das einander den Glauben absprechen!
Fürwahr aufregende Zeiten – nun ist das ja wohl auch in der katholischen Kirche
nichts Neues, gestritten wurde immer, es ging immer auch um’s Durchsetzen, um
Deutungsmacht. Und es ging dabei immer wieder, jedenfalls nach den Worten der
dabei Engagierten, auch um den Glauben! Den richtigen, wohlgemerkt!

Nun wird jede und jeder von uns hier in der Kirche auch irgendwo einen Platz haben,
wird sich bei den diskutierten Inhalten mehr hierhin oder dorthin schlagen. Und ich
will auch gar nicht abstreiten, dass es da auch um ernsthafte Themen geht, und es
sehr wohl Sinn machen kann, darum zu streiten.
Aber ich lade mal ein, rauszugehen aus diesem innerkirchlichen Getümmel! Ganz so,
wie es heute in der Lesung im Jakobsbrief steht. Es geht ums Tun, und nicht ums
Reden!
Was hat die alleinerziehende Mutter mit mehreren Kinder von unserem über den
Glauben Reden und Streiten? Was die pflegende Angehörige, die rund um die Uhr
zur Stelle ist für die pflegebedürftige Mutter? Was der Asylwerber um die Ecke, der
kaum über die Runden kommt in unserem oft kaltem und abweisendem Land? Was
die Jugendliche, die keine Lehrstelle findet und den lieben langen Tag im
Einkaufszentrum rumhängt? Was haben all die Leute davon, die im schlecht
beleumundeten Wohnviertel in viel zu kleinen Wohnungen leben und wenig
Perspektiven vor Ort haben? Was die Kinder mit ausländisch klingendem Namen in
der Hauptschule, denen offiziell bescheinigt wird, in unserem Bildungssystem wenig
Chancen zu haben?
Nun, da gibt es wohl zwei Antworten…
…die falsche wäre es, zu sagen: ja liebe Leute, jetzt müssen wir unsere
Glaubensinhalte erst mal ausdiskutieren, und dann haben wir auch Zeit für euch!
Die richtige nach dem Jakobusbrief: wir halten eure Nöte, euren Hunger, eure
Bedürftigkeit jetzt für das Wichtigste. Daran richten wir uns aus, der Glaube mag, ja
wird folgen. Aber wir gehen mit euch mit, helfen euch das Schwere zu tragen, die
Lage zu verbessern… wir nehmen euch etwas von eurer Last ab und dann werdet ihr
uns vielleicht auch einmal unseren Glauben abnehmen. Aber jetzt geht es um das
was ihr zum Leben braucht! Alles andere hat Zeit. Zuerst das Tun, und dann das
Reden und Bekennen!

Es tut gut, die Worte der heutigen Lesung zu verinnerlichen. All die Aufgeregtheiten,
das innerkirchliche Durcheinanderschnattern, all das könnte etwas leiser und
relativiert werden dadurch. Was haben wir davon? Diese Frage tut uns gut – lassen
wir sie uns immer wieder stellen von denen, die uns brauchen. Lassen wir uns immer
wieder in Frage stellen. Unsere Worte werden dann nicht hohl klingen, wenn wir
immer wieder versuchen, sie mit Taten zu sättigen!

Texte:

Besinnung
Du bist der Trost der ganzen Welt.
Sag das den Armen.
Du herrscht mit starkem Arm.
Sag das den Unterdrückten.
Du verkündest Freiheit.
Sag das den Versklavten.
Du sammelst unter deinem Schutz.
Sag das den Verfolgten.
Du bringst uns Erlösung.
Sag das den Leidenden.
Vielleicht
müssen wir es tun
damit dein Wort Wahrheit ist.
__________
Laacher Messbuch 2006
Die Kirche Christi
Die Kirche Christi sei eine einladende Kirche,
eine Kirche der offenen Türen,
eine wärmende, mütterliche Kirche,
eine Kirche der Generationen,
eine Kirche der Toten, der Lebenden und der
Ungeborenen.

Eine Kirche derer, die vor uns waren, die mit uns
sind, und die nach uns kommen werden.
Eine Kirche des Verstehens und Mitfühlens, des
Mitdenkens, des Mitfreuens und Mitleidens.
Eine Kirche, die mit den Menschen lacht und mit den
Menschen weint.
Eine Kirche, der nichts fremd ist, und die nicht fremd tut.
Eine menschliche Kirche, eine Kirche für uns.
Eine Kirche, die wie eine Mutter auf ihre Kinder
warten kann.
Eine Kirche, die ihre Kinder sucht und die ihnen
nachgeht.
Eine Kirche, die Menschen dort aufsucht, wo sie sind:
bei der Arbeit, beim Vergnügen, beim Fabrikstor und
auf dem Fußballplatz, in den vier Wänden des
Hauses.
Eine Kirche der festlichen Tage und eine Kirche des
täglichen Kleinkrams.
Eine Kirche, die nicht verhandelt und feilscht, die
nicht Bedingungen stellt oder Vorleistungen verlangt.
Eine Kirche, die nicht politisiert.
Eine Kirche, die nicht moralisiert.
Eine Kirche, die nicht Wohlverhaltenszeugnisse
verlangt oder ausstellt.
Eine Kirche der Kleinen, der Armen und Erfolglosen,
Mühseligen und Gescheiterten – im Leben, im Beruf,
in der Ehe.
Eine Kirche derer, die im Schatten stehen, der
Weinenden, der Trauernden.
Eine Kirche der Würdigen, aber auch der
Unwürdigen, der Heiligen, aber auch der Sünder.
Eine Kirche – nicht der frommen Sprüche, sondern
der stillen, helfenden Tat. Eine Kirche des Volkes.
Kardinal König

 

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