Im christlichen Festkalender geht die österliche Fastenzeit (Quadragesima) dem Osterfest voran, das durch das Konzil von Nicäa 325 auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond festgesetzt wurde. In Bezug auf das Fasten Jesu in der Wüste (Mt 4,2) legte die Kirche die Länge der Fastenzeit auf 40 Tage und Nächte fest. Der Beginn der Fastenzeit ist der sogenannte Aschermittwoch. Das mittelhochdeutsche Wort vasten bedeutete im Gotischen "[fest-] halten, beobachten, bewachen". Der christlich-asketische Gehalt in Form der Enthaltsamkeit scheint - ausgehend von der ostgotischen Kirche - mit dem Wort zuerst im Sinn von "an den Fastengeboten festhalten" verbunden worden zu sein und sich im 5. Jahrhundert ausgebreitet zu haben. Christen im Mittelalter waren in der Fastenzeit an harte Verpflichtungen gebunden: Die Pflicht zum Fasten bedeutete den Verzicht auf Fleisch, Milchprodukte und Eier, die Mitfeier der Karwoche, der österlichen Gottesdienste und die Teilnahme an der Osterbeichte.

Das Osterlamm im Altarraum der Pfarrkirche Kopfing
Den Blick für das Wesentliche schärfen
Als geistliche Methoden sind Fasten und Abstinenz ein Leben im Geist der Buße, Bereitschaft zur Umkehr und Neuausrichtung auf Gott zum Ziel. Fasten bedeutet für Christen Abwendung von sinnlichen Genüssen, Drosselung des körperlichen Energiehaushaltes und Konzentration auf außerordentliche Bewusstseinszustände. Als Mittel geistlichen Lebens erlaubt
Fasten die Überwindung der Spaltung des Menschen in Körper und Geist. Fasten ist kein Selbstzweck, sondern eine disziplinarische Übung, ein Verzicht, der die Sinne frei macht für neue religiöse Erfahrungen. Enthaltsamkeit soll Herz und Seele für den Dienst Gottes freier, lebendiger und williger machen. Nach Augustinus lebt der Mensch gewöhnlich "secundam carnem" (gemäß dem Fleisch); das Fasten aber gestattet ihm "secundam spiritum" (ausgerichtet nach dem Geist Gottes) zu leben. Die geistgemäße Lebensart der Fastenzeit löst darum die fleischorientierte Karnevalszeit ab.
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