Wednesday 4. October 2023
Pfarre Kopfing

Vorbereitung zum Palmsonntag

Geschichtliches und Anleitung zum Palmbaum/Palmbusch binden.

Kirchenfest mit Palmweihe zur Erinnerung an den triumphalen Einzug Jesu in Jerusalem mit ausgestreuten Palmzweigen (Symbol des Sieges) - bei uns: Palmbuschen u. Palmbäume = Verbindung von Glauben und Brauchtum.

Erste Palmprozessionen gab es schon im 11. Jh.!

Palmsonntag 1975

Palmsonntag 1975

 

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Palmbaum und Palmbuschen

 

Weihebüschel: 7 (9) heilbringende Zweige:

   gebunden mit geschälter Weidenrute (= Symbol Lebenskraft)

> Segenbaum (Wacholder) u. Buchsbaumzweige (= Lebenskraft)

> Palmkätzchen (Auferstehung, Leben) u. Lärche (= hl. Baum)

> Hasel (= Weisheit, Fruchtbarkeit, Schutz gegen Unwetter)

> Zeder, Thuje (= Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem)

> Efeu (= Ewigkeit, Treue) u. Eichenlaub (=Sieg u. Vergehen)

> oft 7 (3/9) Äpfel = wehren nach uralter Überlieferung

   Unglück ab, „3“ / „7“ / „9“ galten als heilige Zahlen.

> Weitere Weihebüschel-Pflanzen: ev. Haselnuss, Birke

à  oft nach Ortschaften / Gemeinden verschieden!

 

PalmbuschenPalmbäume: Fichtenwipfel, Schmuck durch bunte Krepppapierbänder, darunter die Äpfel und das Weihebüschel. Die Bänderfarben stehen für die Freude über die Auferstehung (GRÜN), Tod u. Blut Christi (ROT), Unschuld Christi (WEISS), Kirchenfarbe (GELB) - die geschälten Palmstangen zeigen oft ROT-WEISS (Innviertel) und BLAU-WEISS (Erinnerung an bayerische Zeit).

 

Die höchsten Palmbäume (bis 16 m) gab es In Bayern u. im Innviertel (bis zu 16 m) - sie wurden von Burschen getragen. Als Belohnung für den höchsten gab es m.E. von Dechant Heinzl die Osterkerze!

 

Nach der Palmweihe kommen Palmbuschen u. Palmbäume auf das Feld / in den Garten. Am Ostersonntag wird das Weihbüschel hereingeholt und zerteilt für Herrgottswinkel, Stall, Dachboden …

Zusammenstellung nach Aufzeichnungen aus dem Jahr 1979 / Josef Ruhland



 

Palmsonntag

 

 

Mit dem Palmsonntag beginnt nach alter

kirchlicher Tradition die Karwoche.

 

Mit dem Palmsonntag beginnt die hohe Woche, die Karwoche, jene Tage an denen die Christen des Leidens, Sterbens und der Auferstehung Jesu gedenken.


Der Palmsonntag erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem und an den Jubel, den das Volk ihm damals entgegenbrachte. Im Text der Messe heißt es an diesem Sonntag: "Die Kinder von Jerusalem trugen Zweige in den Händen. / Sie zogen dem Herrn entgegen und riefen: / Hosanna in der Höhe!"

 

Segnung der Palmzweige

 

Palmsonntag

Palmweihe Kopfing 2014

 

Am Palmsonntag werden nach alter Tradition auch die Palmzweige gesegnet. In vielen Pfarren sind das kunstvoll gebundene Buschen aus Weiden, Buchs und Thujen. Dieser Ritus wird im Volksmund die "Palmweihe" genannt. "Weihe" ist dabei eigentlich falsch, weil die Weihe im römisch-katholischen Ritus nur Menschen vorbehalten ist, die in den Dienst Gottes gestellt werden. Dinge - außer Gegenstände des liturgischen Gebrauches, wie Kirchenbauten, Glocken, Altar, ... - werden gesegnet.

Die Segnung von Palmzweigen wird für die Mitte des achten Jahrhunderts bezeugt. Die Palme galt in der Antike als Zeichen des Lebens, der Hoffnung und des Sieges. Märtyrer wurde in der Kunst oft mit einer Palme oder einem Palmzweig dargestellt. Der Ölzweig gilt auch als Symbol für den Frieden.

Der Volksglaube schrieb den gesegneten Zweigen eine schützende und heilende Wirkung zu, die durch die Verwendung der immergrünen Zweige von Buchs und Thuje deutlich gemacht wurde. Die Zweige wurden im Haus zum Beispiel in den "Herrgottswinkel" gesteckt, im Garten und auf die Felder gebracht um allen Gottes Segen und Schutz zu bringen.

 

Der Gottesdienst am Palmsonntag

 

Der Palmsonntag ist zweifach geprägt: einerseits von der Freude der Menschen, die Jesus begrüßen. Die Menschen jubeln ihm mit Palmzweigen zu und breiten ihre Kleider vor ihm auf dem Boden aus - dieses Ehrenzeichen kam nur einem König zu. Andererseits ist die Stimmung dieses Tages nachdenklich und betrübt. Es wird die Passion Jesu im Gottesdienst vorgelesen oder gesungen. Jesus zieht in die Stadt ein um zu sterben. Aber er zieht auch ein um wieder von den Toten aufzustehen. Der Gottesdienst des Palmsonntages lässt die Ereignisse in Jerusalem im Zeitraffer ablaufen und stellt so das Geheimnis des Glaubens dar.

Seit dem 4. Jahrhundert gibt es Überlieferungen, dass sich schon damals die Christen aus Jerusalem an diesem Tag auf dem Ölberg versammelten , einen Wortgottesdienst feierten und schließlich in feierlicher Prozession wieder in die Stadt hineinzogen, wobei sie Palm- und Ölzweige in den Händen hielten.

Kopfinger Palmbäume

Pfarrbriefartikel 2012

von Konsulent Johann Klaffenböck

 

Zu den Osterbräuchen gehört in Kopfing der sogenannte Palmbaum. Bis zu 12 Meter sind die hohen Palmbäume, die am Palmsonntag bei der Palmprozession mitgetragen werden. Diese Länge der Palm- bäume ist eine Kopfinger Eigenart, denn nirgends in den Nachbarspfarren sind so lange Palmbäume der Brauch.

Ist Ostern zu einem sehr frühen Zeitpunkt, so wird der Natur etwas nachgeholfen und die benötigten Reiser von Birken, Lärchen und Palm- kätzchen („Mudlstaun“) schon 2 Wochen vorher in Wasser in einem warmen Raum aufgestellt, damit die Birken und Lärchen austreiben und die Palmkätzchen aufblü- hen. Zur Herstellung des Palmbaumes wird eine sehr lange, dünne, trockene Fichten- stange, von der die Rinde heruntergeschält und am oberen Ende ein Fichtenwipfel, befestigt wurde, verwendet.  Unterhalb des Wipfels wird dann der ei- gentliche Palmbuschen gebunden und  es werden verschiedene Zweige verwendet. Es sind Palmkätzchen, kleine Birkenäst- chen, Zeder, Buchsbaum, Segenbaum, Lärchenästchen, Wacholder, blühende Haselnuss und einige verdorrte Eichenblät- ter (symbolisiert den vergangenen Winter). Jedenfalls sollen es 7 oder 9 verschiedene Arten sein. Diese Zweige werden nun kunstvoll um den Stamm gebunden. Äpfel, die auf einem Holzstäbchen hintereinander aufgespießt sind, werden ebenfalls ver- wendet. Auf so einem Holzstäbchen sind meist 5 bis 6 Äpfel je nach Größe aneinan- dergereiht, ab und zu werden anstelle der Äpfel auch Orangen verwendet. Drei oder vier solcher Stäbchen werden nun in den Palmbuschen eingeflochten. Das Bäum- chen an der Spitze wird dann mit bunten Krepppapierstreifen behangen und ge- schmückt. Teilweise wird auch die Holz- stange mit rotem Krepppapier umwickelt. Am Palmsonntag wird dieser Palmbaum zum gemeinsamen Sammelplatz beim Ge- meindeplatz gebracht und Aufstellung ge- nommen. Vor dem Gemeindeplatz versam- meln sich die Musikkapelle, der Kirchen-
chor, der Pfarrer mit den Ministranten, die Kindergartenkinder, die Schulkinder und die Pfarrbevölkerung. Der Kirchenchor leitet mit einem Lied, dem das Evangelium folgt, die anschließende Palmweihe ein. Nach der Palmweihe formiert sich die Palmprozession zur Kirche. Die langen Palmbäume werden umgelegt und nun waagrecht hinter der Musikkapelle und den Kindergartenkindern zur Kirche getragen. Den Schluss der Palmprozession bilden der Pfarrer mit den Ministranten und die Pfarrbevölkerung. In der Kirche angekom- men, werden die Palmbäume wieder auf- gerichtet. Durch die große Länge erfordert
dies viel Geschick und Balance, damit die Beleuchtungskörper und Luster der Pfarrkirche nicht beschädigt werden. Auch der Mesner und die Zechpröpste helfen da gerne mit.  Jetzt kann der Gottesdienst mit der Leidensgeschichte beginnen. Nach der Mess- feier werden die Palmbäume wieder vorsichtig umgelegt und aus der Kirche getra- gen. Der Besitzer des längsten und schönsten Palmbaumes bekommt die Os- terkerze des Vorjahres zum Geschenk. Der Palmbaum wird zu Hause zerlegt, der Palmbuschen in kleinere Büscherl aufge- teilt, die im Herrgottswinkel, in verschiede- nen Räumen und im Stall aufbewahrt wer- den. Ein auf einem Stecken angebrachtes Büscherl kommt auf das Kornfeld, um die
Saat bis zur Ernte vor Unwetter zu schüt- zen. Früher zogen die Bauersleute mit ih- rem Gesinde am Ostersonntag vor Son- nenaufgang mit diesem Palmbuschen be- tend zum Kornfeld – Kornfelder beten. Diese Büscherl sollen im kommenden Jahr Haus und Hof vor Unheil schützen. In man- chen Bauernhäusern ist es noch üblich, ein oder zwei Palmkätzchen, die man vom Zweig herunterbricht, in ein Scheibchen Brot zu stecken und den Kühen zu geben. Ebenfalls Glück und Gesundheit soll es bringen, wenn man selbst drei solche Palmkätzchen unzerkaut schluckt. 
Interessantes Detail aus der Geschich- te: Der seit Generationen lange Innviertler Brauch, am Palmsonntag lange Palmbäu- me in die Kirche zu tragen, wurde durch die Verordnung Kaiser Josef II. für das Innviertel 1784/89 verboten. (1779 kam das Innviertel von Bayern nach Österreich.) Dieser Verordnung fielen die damals üblichen langen Palmbäume zum Opfer. Die Sitte (der Innviertler) am Palmsonn- tag, „feichterne Stangen“ mit Palmkätz- chen zur Kirche zu tragen, die fast ans Gewölbe reichten, wurde als „unschicklich und gefährlich“ verboten. In Kopfing hat man sich wahrscheinlich nicht an dieses kaiserliche Verbot ge- halten oder man hat es Jahrzehnte nach Kaiser Josef II. wieder, im Gegensatz zu den übrigen Pfarren, neubelebt. Auf jeden Fall ist dieser uralte Brauch trotz damaligen Verbotes bis heute erhalten. Leider werden in Kopfing die langen Palmbäume heutzutage immer weniger. 

Pfarre Kopfing
4794 Kopfing im Innkreis
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Katholische Kirche in Oberösterreich
Diözese Linz

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