Markus
Im April 2013 war das erste Treffen des Sanierungsausschusses, zu dessen Obmann Du gewählt wurdest. Jetzt im April 2015 ist schon ein Ende in Sicht. Wie geht es dir dabei? Froh das es dann geschafft ist?
Johann:
Ja sicher.
Es waren schon sehr viele Stunden.
Beim den Ausräumenarbeiten und Abriessarbeiten am Anfang war ich oft den ganzen Tag auf der Baustelle
Später reichten drei bis viermal am Tag, für Besprechungen mit Firmen und Handwerker. Bei Problemen klingelte das Handy.
Jetzt bin ich schon froh, einige Wochen noch und dann ist die Baustelle fertig.
Markus
Eine Aufgabe war die Inneneinteilung des Pfarrhofes.
Hilfreich War sicher auch das Treffen der pfarrlichen Gruppen am 30. April 2013, bei dem die Herausforderungen an das ganze Pfarrzentrum herausgearbeitet wurden.
Johann
Die Besprechung mit den Verantwortlichen der pfarrlichen Gruppierungen war sehr wichtig für die Planung. Somit konnte jede Gruppe seine Bedürfnisse einbringen, und keine wurde benachteiligt.
Jede Gruppe wurde somit eingebunden, und somit war ersichtlich dass bei der Planung alle berücksichtigt werden.
Mit dem Ergebnis dieses Treffens wurde an die Planung herangegangen.
Wir haben von Grund auf alles neu geplant.
Ich kann mich noch erinnern dass ich den Plan des Pfarrhofs zur Hand nahm, Backpapier darüber legte und mit Bleistift Ideen entwickelte.
Später fragte ich Ernst Mayrhuber ob er uns beim Planzeichnen behilflich sein kann, worauf uns die Firma Grömer die CAD Pläne erstellte.
Ich bin auch öfter wegen der Planänderung und Besprechungen zur Fa. Grömer gefahren.
Markus:
Und da waren ja auch noch die Angebote zum Einholen.
Johann:
Der Großteil der Angebote wurde von seitens der Pfarre Kopfing eingeholt. Die Auftragsvergabe führte die Diözese durch.
Markus
Was waren die größten Herausforderungen – sozusagen die größten Brocken?
Johann
Wie das Mauerwerk trockengelegt werden soll. Und die Fenster.
Bei der Trockenlegung der Mauer bekamen wir Vorschläge, welche zwar eine gewisse Wirkung gehabt hätten, jedoch nicht die Ursache behoben. z.B. Heitzleitungen in den Wänden.
Natürlich das Durchschneiden der Mauer und abdichten gegen die Feuchtigkeit von unten, hat etwas gekostet, aber die Ursache ist somit behoben und wir bekommen kein Problem mit Schimmelbildung.
Für das Abdichten des Mauerwerks musste ich sehr viel Überzeugungsarbeit leisten.
Markus
Und die Fenster?
Johann
Und die Fenster. Oder besser das Verhindern der Kastenfenster.
Wir waren ja nicht grundsätzlich gegen Kastenfenster. Aber wir mussten auch die Nachteile bedenken. Sei es die Instandhaltung und deren Kosten, wie auch die laufenden Wartungsarbeiten (z.B. Streichen). Der hohe Zeitaufwand bei der Reinigung. Probleme beim Lüften.
Ich hatte kürzlich erst ein Gespräch mit einem Restaurator, welcher auch bei uns Türen und Möbel sanierte. Dieser sagte: „ Strasser! Seit froh das ihr diese Fenster einsetzten durftet. Ich habe jetzt einen Fall, bei dem die Fenster nach drei Jahren sanierungsbedürftig sind“.
Inzwischen ist auch in der Diözese bekannt: „ die Kopfing denken mit, und lassen sich nicht alles einreden. “
Markus
Aufgrund der Straßenverlegung konnte ja auch der Vorplatz des Pfarrhofes neu gestaltet werden.
Johann:
Bei der Künstlerischen Gestaltung des Vorplatzes unterstützte uns Meinrad Mayrhofer.
Es wurde Angeregt alte Gegenstände zu verwenden, welche im Pfarrhof vorhanden waren.
So konnten Gattersäulen, Steinplatten, Stufen und der alte Grander vom Innenhof integriert werden.
Markus
Welche Arbeiten gab es sozusagen „rund um den Pfarrhof“?
Johann
Das ist der Vorplatz mit der Pflasterung zum Haupteingang.
Der Treppenaufgang zur Kirche.
Der Barrierefreie Zugang zum Festsaal.
Die Asphaltierung der Hofeinfahrt, sowie des Innenhofes.
Die Grünfläche des Innenhofes.
Die Granitverkleidung des Brunnens.
Der Grander an der Friedhofsmauer vorm Pfarrhof
Markus
Mein Eindruck ist ja, dass die Pfarrhofsanierung auch die Pfarrgemeinschaft gestärkt hat.
Johann
Ich denke schon. Es gab viel Interesse.
An den beiden „Tag der offenen Tür“ im Pfarrhof, war das große Interesse der Kopfinger zu erkennen.
Und die Besucher gingen auch mit einem guten Gefühl und Informiert nachhause.
Viele waren zu Beginn eher skeptisch.
Verständlich wenn man sich die Baustelle so ansah: Kein Putz an den Wänden, morsche Balken in den Decken, die Böden aufgegraben,…
Da kam schon öfter die Meldung: „ Abreißen wäre gescheiter“
Jetzt wenn sie die schönen Gewölbe im Erdgeschoß, sowie die hellen und trockenen Räume sehen, kommt die Antwort: „ Wäre doch schade darum gewesen“.
Ich habe seither keinen mehr etwas anderes sagen hören.
Abgesehen davon hätten wir mit den Kosten der Sanierung niemals einen Neubau in dieser Größe finanzieren können.
Markus
Wie war die Zusammenarbeit mit Fritz Reitinger. Der jede Woche fleißig telefonieren durfte?
Johann
Mit’m Reitinger Fritz habe ich sehr gut zusammengearbeitet. Sehr Zuverlässig.
Die Arbeitsweise zwischen uns hatte sich rasch eingespielt.
Ich habe ihn angerufen, wie viele Leute ich an welchen Tagen benötige.
Ich bin immer noch der Meinung wir hätten keinen Besseren für diese Aufgabe finden können.
Markus
Fritz (Reitinger) hat mir auch gesagt das sehr viele Personen viel öfter gearbeitet haben als zu Beginn abgemacht war.
Johann
Ja.
Ich habe von den Arbeitern nichts Negatives gehört.
Auch das gemeinsame Mittagessen wurde positiv aufgenommen.
Ich bin auch der Meinung dass sich dieses Miteinander auf der Baustelle auch positiv auf das Pfarrleben ausgewirkt hat. Es hat den Zusammenhalt gestärkt.
Markus
Gab es Dinge welche die Baustelle bzw. die Fertigstellung verzögerte?
Johann
Der Personalwechsel in der Diözese stellte sicher ein Problem dar.
Die Diözese hatte ja die Informationen und Angebote von uns bekommen.
Doch die Auftragsvergabe bzw. Bestellungen verzögerten sich um teilweise bis zu 2 Monate.
Wir sprechen hier von Haustüren, Innentüren, Treppenaufgänge,…
Wenn es dann noch zu Lieferschwierigkeiten wie z.B. bei der Haustüre kommt. Da sprechen wir von Wochen die sich die ganze Sache verzögerte.
Im Nachhinein sage ich, würde ich vor allem in der Zusammenarbeit mit der Diözese, einiges anders machen.
Mit der Erfahrung von heute, wäre es natürlich einfacher.
Johann Scheuringer und Ich waren ja in erster Linie für die Baustelle zuständig.
Aber es ist alles recht worden so – durch viele Diskussionen mit der Diözese und dem Denkmalamt.
Wichtig war es auch das bei diversen Treffen Johann Scheuringer dabei war. Aufgrund seiner Erfahrung, hat er nicht zu jedem Vorschlag einfach Ja gesagt. Da mussten wir schon manchmal wiederstand leisten, da ansonsten einfach die Vorschläge der Diözese oder Denkmalamtes umgesetzt werden – und im Nachhinein die Probleme auftauchen.
Hätte alles nach Plan funktioniert, wären wir sicher mit dem Gebäude selbst im Oktober 2014 Einzugsbereit gewesen.
Markus
Und wir sprechen hier nicht von Kleinigkeiten, sondern von einem Bauvolumen von ca. € 800.000,-
Johann
Ja, so wie der Bau jetzt durchgeführt wird.
Wenn wir den Bau „Normal“ durchführen würden, ohne die vielen freiwilligen Helfer und dgl., Wäre meine Schätzung in etwa zwischen 1,2 Mio. und 1,3Mio.
Markus
Was war die größte Überraschung?
Johann
Eindeutig die sehr hohe Bereitschaft der freiwilligen Helfer. Das hätte ich anfangs nicht gedacht.
Ich war der Meinung dass der Pfarrhof einen anderen Stellenwert in der Bevölkerung hat. Bei der Pfarrkirche dachte ich mir wird der persönliche Einsatz der Kopfinger sicher hoch sein, beim Pfarrhof war ich eher skeptisch.
Wir sprechen hier von fast 4.000 Arbeitsstunden, welche freiwillig geleistet wurden.
Viele haben viel öfter gearbeitet, als zu Beginn abgemacht.
Ich kann auch sagen jeder einzelne Arbeiter hat fest angepackt, und sich voll eingebracht.
Aber auch Kopfinger Betriebe unterstützen Großzügig dieses Bauvorhaben.

Johann Strasser beim Pfarrhofsegnungsfest 2015