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Sa. 08.02.25

Predigt zu 80 Jahre Mühlviertler Menschenjagd

Heute vor 80 Jahren sind die Menschen wach geworden und wurden von der SS, die das Konzentrationslager in Mauthausen bewachte, darüber informiert, dass 500 Menschen aus dem KZ geflüchtet seien. Alle Menschen wurden angewiesen, Flüchtlinge, die sie fanden, zu töten.

Liebe, Freiheit und Hoffnung, von denen wir gerade im Eingangslied gesungen haben, bleiben leere Worthülsen, wenn wir sie nicht durch unsere Taten mit Leben erfüllen. Wir leben in Österreich derzeit NOCH in einer Demokratie, doch auch hier scheinen zur Zeit Menschenrechte und Menschenwürde in Gefahr. Am Beginn unseres Gottesdienstes wollen wir uns an Gott wenden, der uns versprochen hat, alle Tage bei uns zu sein, bis zum Ende der Welt.

Bevor ich nun über die Ereignisse nachdenke von vor 80 Jahren, ist mir eine Klarstellung ganz wichtig: Ich bitte Gott jeden Tag, dass ich niemals eine Entscheidung treffen muss, wie sie den Menschen damals abverlangt wurde. Aus der historischen Distanz eine Entscheidung von Menschen zu beurteilen oder gar zu verurteilen ist leicht, in der Situation das richtige zu tun, kann unmenschlich schwierig sein und manchmal wahren Heldenmut erfordern. Ich möchte heute niemanden verurteilen, der damals Befehle befolgte. Wiewohl mir natürlich bewusst ist, dass der bloße Verweis auf Befehle nicht die eigene Gewissensentscheidung ersetzen darf. Bei den Nürnberger Prozessen im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg wurde dies im Zusammenhang vieler ranghoher Offiziere und Generäle des NS Regimes klar. Man wird allerdings von einer gestuften Verantwortung reden können.

Doch zurück zu unserem Ereignis vor 80 Jahren: Ca. 500 Häftlinge waren aus dem KZ Mauthausen ausgebrochen. Viele starben bereits im Kugelhagel der Wachtürme in unmittelbarer Nähe zum Lager. Es waren Kriegsgefangene, sowjetische Offiziere, die hier entkamen und nicht — wie die SS behauptete — Verbrecher. Um den Volkszorn anzustacheln erzählte die SS den Menschen, es seien Vergewaltiger und Mörder, die hier auf freiem Fuss wären. Die Bereitschaft der Zivilbevölkerung, sich an der Jagd zu beteiligen, stieg damit natürlich sprunghaft an. 

Viele auch aus der Zivilbevölkerung befolgten die Anweisungen der SS und beteiligten an der Jagd nach den Flüchtigen. Bewaffnet mit Schrotflinten und einfachen Jagdwaffen machten sie sich auf die Suche nach Entkommenen, um zu töten. Manche aber haben Zweifel an den Geschichten der SS, helfen Flüchtigen um an Kleidung zu kommen oder lassen etwas zu essen draußen liegen. Natürlich durfte die SS oder Gestapo nichts davon mitbekommen, ansonsten landet man schnell selbst im KZ. Wenige schließlich finden in dieser Ausnahmesituation sogar den Mut zu Helden zu werden und helfen aktiv Flüchtigen, indem sie ihnen einen Unterschlupf anboten.

Am Ende waren die meisten der Geflüchteten tot, Gefangene wollte man keine machen. Schätzungen zufolge überlebten etwa 10 Männer die Flucht und die anschließende Jagd nach ihnen. Mehr als 450 Menschen waren dem Volkszorn — entzündet von der SS — zum Opfer gefallen. Das Nazi Regime beherrschte den Umgang mit Informationen perfekt, gezielt wurden Falschinformationen gestreut, um die Emotionen der Menschen zu steuern, zu manipulieren und damit sie der Freiheit zu berauben. Frei kann nur sein, wer sich auf die Informationen, die er bekommt, verlassen kann. Wer vom freien Informationszugang abgeschnitten ist, ist auch nicht frei. Deshalb sind auch die freie und politisch unabhängige Presse für das Funktionieren von Demokratie von derart entscheidender Bedeutung.

Damit möchte ich den Blick wieder auf die Gegenwart richten. Auch heute versuchen immer wieder politische Player Emotionen von Menschen auszunützen, sie durch falsche Informationen zu manipulieren und so zu bereitwilligen Marionetten zu machen, die ihre Freiheit längst verloren haben. Doch dieses Spiel ist gefährlich. Im Erinnern sehen wir, wohin es im Letzten führen kann. So wollen wir ruhig werden, schweigen, um Gottes Stimme in unserem Leben zu hören. Amen.

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