Sonntagsgedanken 28. September

Evangelium vom 26. Sonntag im Jahreskreis
Jesu Wort im Evangelium richtet sich heute an die Pharisäer.
Gibt man im Internet in eine Suchmaschine Pharisäer ein, dann bekommt man Rezepte für ein Kaffee-Heißgetränk mit Rum und Schlagobers vorgeschlagen, das sich sehr schmackhaft liest, gerade jetzt im Herbst.
Bei unseren Pharisäern handelt es sich allerdings um eine bedeutende altjüdische politisch-religiöse Gruppierung, deren Anhänger exzellente Kenner der Tora (die 5 Bücher Mose: Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri, Deuteronomium) waren und sehr bedacht auf die strikte Einhaltung aller Vorschriften des jüdischen Gesetzes gemäß der Tora, auch im alltäglichen Leben.
Aus diesem Grund gerät Jesus mit den Pharisäern immer wieder in Diskussions- und Streitgespräche. Jesus ist nicht gegen das Gesetz, er ist ja selbst Jude und mit der Tora aufgewachsen, aber sein - damals neuer - Weg ist es, die Liebe zum Nächsten in den Mittelpunkt zu rücken. Ein Mensch kann Gott nur dann aufrichtig lieben, wenn er diese Liebe durch die Liebe zum Nächsten ausdrückt. Strikte Einhaltung des Gesetzes und der religiösen Vorschriften ohne gelebte Liebe zum Nächsten führen nicht in den Himmel.
Jesus kritisiert an den Pharisäern, dass sie das Gesetz zwar gut kennen, die Vorschriften nach außen auch einhalten, sogar andere dazu anhalten und ermahnen, aber dabei auf das wichtigste Gebot vergessen: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst. Lk 10,27
Am Beispiel des reichen Mannes und des armen Lazarus zeigt uns Jesus an diesem Sonntag, dass es am Ende eines Menschenlebens nur darauf ankommt, welche Schätze man im Herzen gesammelt hat. Die unterschiedlichen Nöte der Menschen wahrzunehmen und auf die je notwendige Art und Weise zu reagieren, ist Gottesdienst im Alltag. Äußerlichkeiten sind schön und angenehm, aber sie allein sind wertlos. Wenn im Herzen kein Platz für die Nächstenliebe mehr frei ist, bringen sie einen Menschen am Ende um alles.
Hätte der reiche Mann zum armen Lazarus zu Lebzeiten gesagt, komm herein in meine Stube, wärme dich bei einer Suppe und nimm die Salbe für deine Wunden, vermutlich säßen sie jetzt beide im Himmel. Der reiche Mann hätte nichts verloren, ganz im Gegenteil, sie hätten es alle zwei auf beiden Seiten des Lebens schön gehabt.
Einen schönen Sonntag,
eure Dekanatsassistentin Patrizia Wohlmacher